Im Test: Hohner Special 20 (2024)

Die Special 20 ist eine der am meisten gespielten diatonischen Mundharmonikas aus dem Hause Hohner. Wie ihr Name schon sagt, ist sie tatsächlich etwas ganz Spezielles. Denn sie war das erste Harp-Modell von Hohner mit einem Kunststoff-Körper.

Im Test: Hohner Special 20 (1)

Auf einen Blick

Modell

Special 20 Progressive

Hersteller

Hohner

Mundharmonika-Art

Diatonische Mundharmonika, 10 Kanäle

Spieler-Level

Alle

Geeignet für Musikrichtungen

Rock, Blues, Country, Jazz

Preis

31€

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  1. Hintergrund
  2. Ausstattung
  3. Besonderheiten
  4. Unboxing
  5. Praxis-Test
  6. Fazit

Hintergrund

Eingeführt wurde das Modell im Jahr 1974. Damals wurde sie als „Marine Band Special 20“ bezeichnet.

Seit ihrer Markteinführung wurde die Special 20 bis 2014 unverändert verkauft. Dann erfolgte eine Neueinteilung der Mundharmonikas von Hohner in fünf Produktserien. Aufgrund dieser Änderung heißt sie seitdem „Special 20 Progressive“. Die vor 2014 hergestellten Produkte wurden mit dem Zusatz „Classic“ verkauft.

Mit der Einführung der Progressive-Serie erfolgten kleinere Änderungen an der Special 20*. Am Offensichtlichsten sind dabei die neu gestalteten Deckel.

In der gleichen Serie gibt es auch ein Modell, das auf Lautstärke optimiert ist. Dies ist die Hohner Rocket*.

Im Test: Hohner Special 20 (2)

Die Hohner Special 20 ist wahrscheinlich die am meisten kopierte Mundharmonika der Welt. Sie wird besonders von asiatischen Billig-Herstellern sehr oft nachgebaut. Diese erreichen jedoch bei Weitem nicht die Qualität oder den Klang des Originals.

Dazu habe ich einen Artikel verfasst, in dem es darum geht, ob Billig-Mundharmonikas mit Qualitäts-Mundharmonikas mithalten können.

Ausstattung – Überblick

Die Special 20 ist eine diatonische Mundharmonika mit 20 Stimmzungen aus Messing, die nach der Richterstimmung gestimmt sind. Daher stammt womöglich die „20“ in ihrem Namen. Auch die Stimmplatten bestehen aus Messing und haben eine Stärke von 0,9 Millimeter. Die Stimmplatten sind mit 5 Schrauben fixiert. Das ist schon ordentlich im Vergleich zu vielen anderen Modellen.

Die Harp ist 10 cm lang, 2,8 cm breit und damit insgesamt etwas kleiner als andere diatonische Mundharmonikas.

Hervorzuheben ist der Kanzellenkörper aus Kunststoff (ABS). Er hat wie bei jeder Richter-Harp 10 Kanäle. Die Deckel bestehen aus Edelstahl. Sie haben keine seitliche Öffnung. Zusammengesetzt hat die Special 20 also eine Öffnung nach hinten. Diese ist im Vergleich zur Marine Band schmaler. Dadurch ist sie beim akustischen Spiel für den Spieler einen Hauch leiser. Über Mikro gespielt macht dies keinen Unterschied.

Die Special 20 wird von Spielern mit jedem Niveau geschätzt. Für Anfänger ist sie seit Jahren ein Geheimtipp. Auch bei Fortgeschrittenen und Profis ist sie ein zuverlässiges Arbeitspferd. Anzutreffen ist sie deswegen in allen populären Musikrichtungen – Blues, Rock, Country, Jazz und vielen mehr.

Besonderheiten

Wie schon erwähnt ist der Kunststoffkörper der Special 20 das Besondere dieses Modells. Denn bei diesem sind die Stimmplatten komplett in den Kanzellenkörper eingelassen. Das hat gleich mehrere Vorteile.

Erstens sind die Stimmplatten vom abgerundeten Kunststoff bedeckt. Dadurch scheuern sie die Lippen nicht auf. Deine Lippen danken es dir. Zusätzlich verringert sich der Widerstand – die Harp flutscht also besser und lässt sich angenehmer spielen.

Zweitens: der Kunststoff beseitigt darüber hinaus einige mit Holz verbundene Gegebenheiten. Denn das Holz ist nie komplett eben, es sei denn es ist eine besondere Beschichtung auf dem Holz aufgebracht. Durch die feuchte Atemluft beginnt der Holzkamm beim Spielen anzuschwellen. Beides vermeidet die Special 20, denn durch den Kunststoff bleiben die Toleranzen auch nach längeren Sessions gering. Im Endergebnis ist die Special 20 sehr luftdicht.

Genau deswegen wird die Special 20 oder das sich in der gleichen Serie befindliche Modell Hohner Rocket* von vielen Rock-Spielern bevorzugt, die auf den Holz-Körper der Hohner Marine Band* verzichten.

Unboxing

Der Lieferumfang der Mundharmonika besteht aus:

  • einer Special 20 Mundharmonika
  • einer Schutzhülle in grau
  • und einem schicken Karton

Praxis-Test

1 Erster Eindruck

Die getestete Mundharmonika habe ich fabrikneu ausgepackt. Ein weiteres Modell war bei mir in den letzten zwei Jahren im Dauereinsatz. Beide sind in der Tonart C-Dur gestimmt.

Im Test: Hohner Special 20 (3)

Schon das Etui ist besser, als man es allgemein gewohnt ist. Das macht gespannt. Denn schließlich ist die Special 20 für ihre konsistente Qualität und einfache Spielbarkeit bekannt.

Die generelle Verarbeitung ist tadellos. Alle Grate des Kanzellenkörpers sind abgerundet. Dadurch liegt sie angenehm in der Hand. Auch beim Spielen ist die Special 20 angenehm lippenschonend und kaum zu spüren. Mit ihr hat man ein angenehmes Spielgefühl. Auch nach längerem Spielen wird der Mund nicht wund.

An den Außenseiten jenseits der Kanäle 1 und 10 sind mir die leicht scharfkantigen Ränder der Deckel aufgefallen. Kommt man in diesem Bereich an diese, kann es schon mal vorkommen, dass die Oberlippe ein klein wenig angekratzt wird.

Auch im Innern der Special 20 ist alles sehr sauber verarbeitet. Insgesamt ist die Qualität der Special 20 sehr gut.

2 Ansprache

Schon direkt ab Werk ist die Spielbarkeit der Special 20 gut eingestellt. Alle Töne sprechen auch bei geringer Lautstärke ähnlich früh an, wie bei meiner Marine Band oder Lee Oskar. Der benötigte Luftdruck ist auf der gesamten Mundharmonika in etwa gleich.

Die Special 20 ist wegen ihrer Luftdichtigkeit als sehr gut bendbar bekannt. Deswegen ist sie auch immer eine Empfehlung wert. Bei den Bends in Kanal 2 will es bei mir im Test allerdings nicht so recht klappen. Hier ist der Ganzton-Bend schwierig zu halten. Auch im dritten Kanal ist es schwierig, jedoch machbar. Die Blaston-Bends funktionieren tadellos. Und in Kanal 7 spricht der Ziehton nicht so gut an.

Woran kann das liegen? Nach dem Aufschrauben und der Besichtigung der Stimmzungen ergibt sich mir ein Bild.

Bei der von mir getesteten Special 20 sind die Lösabstände der Stimmzungen von der Stimmplatte recht hoch. Besonders die von mir identifizierten Problemkanäle haben einen recht weiten Spalt.

Also lege ich Hand an. Und siehe da: Nach dem Einstellen der Stimmzungen und Nachstimmen ist alles perfekt. Nein besser, denn ich hatte noch nie so eine gute Harp. Meine Special 20 spricht jetzt exakt und direkt an. Sie reagiert sehr genau auch auf kleinste Nuancen. Das Bending klappt weich wie Butter. Auch Overblows springen sofort an und bleiben stabil.

Update: Inzwischen habe ich mehrere Special 20 getestet. Es handelt sich bei dem im Testbericht getesteten Exemplar um einen Ausrutscher. Denn bei allen anderen war alles Tip-Top in Ordnung. Hier gelang das Bending „out-of-the-box“, also ab Werk, bereits sehr gut. Alles in allem ist das sehr gut.

Im Test: Hohner Special 20 (4)

3 Sound

Im Gegensatz zu vielen Berichten über dieses Modell, empfinde ich die Lautstärke als besser, als bei vielen anderen Mundharmonikas. Nebengeräusche treten zu keiner Zeit auf. Akustisch kann die Special 20 mit einer Marine Band durchaus mithalten. Das liegt wahrscheinlich an ihrer Luftdichtigkeit. Diese verleiht ihr auch eine sehr gute Dynamik. Schon bei wenig Luft springen die Stimmzungen an und auch bei lautstarkem Spiel bleibt sie angenehm exakt und kontrolliert.

Ich empfinde den Ton der Special 20 als sehr klar und direkt. Durch die relativ kleine Öffnung hinten soll der Ton in den Höhen gedämpft werden. Dadurch ist der Sound selbst in der obersten Oktave stets angenehm und niemals schrill. Auch bei Bends und Overblows färbt sich der Ton ein wenig.


4 Stimmgenauigkeit

Die Special 20 ist nach der traditionellen Richterstimmung gestimmt. Dabei wird, wie heute üblich, ein Kompromiss zwischen der gleichstufigen und der natürlichen Stimmung gemacht.

Natürlich ist die Stimm-Formel auch Geschmackssache. Ich finde aber, dass bei der Marine-Band die Akkorde besser klingen. Dafür klingen Melodien auf der Special 20 für mein Ohr etwas besser. Das sind jedoch nur Kleinigkeiten, die den meisten Spielern kaum auffallen dürften.

Die Oktavreinheit ist gut. Auch die Stimmung ist mit dem Referenzton 445Hz eher hoch, was sich beim lauten Spiel physikalisch bedingt wieder senkt. Die Special 20 scheint für lauteres Spielen ausgelegt zu sein.

Insgesamt blieb die Stimmung nach längerem Spielen stabil.

5 Wartung und Reinigung

Die Wartbarkeit der Special 20 ist sehr gut. Denn sie ist komplett verschraubt. Dadurch kann sie komplett auseinandergenommen und wieder ohne Probleme zusammengesetzt werden. Bei den Muttern des Deckels brauchte ich ein wenig Geduld, bis ich diese wieder angebracht hatte.

Auch bei der Reinigung glänzt das Modell. Am Kunststoffkörper bleibt sowieso wenig an Verunreinigungen hängen. Das Putzen fällt dadurch sehr leicht. Man kann die Harp sogar, wenn man sie nicht immer auseinanderbauen möchte, mit Wasser durchspülen. Das hat im Dauertest keine Schäden hinterlassen.

Noch eine Anmerkung zum Thema Haltbarkeit. Die von mir getestete Special 20 tat bei mir über mehrere Monate als Arbeitspferd ihren Dienst. Dabei blieb sie in ihrer Stimmung sehr stabil. Und auch den Stimmplatten sieht man das Alter nicht wirklich an. Natürlich gibt es Verfärbungen, aber sonst keine weitere Korrosion.

Dass eine Stimmzunge verstimmt gewesen wäre, oder abgebrochen ist, kam nie vor. Wobei ich auch dazu sagen muss, dass das bei meiner Spielweise eh nur äußerst selten der Fall ist. Ich finde trotzdem, dass die Special 20 hier sehr gut abschneidet.

Pro & Contra

Pro – Was gefällt

  • schöner ausgewogener Klang
  • sehr angenehmes Spielgefühl auch bei längerem Einsatz
  • unempfindlich und pflegeleicht
  • sehr luftdicht
  • reagiert exakt auf die Spielweise

Contra – Was ist verbesserungswürdig

  • Lösabstände bei meinem Modell zunächst recht groß

Bewertungs-Kategorien

Und so setzt sich die Bewertung der getesteten Hohner Special 20 zusammen:

Ergonomie

Verarbeitungs-Qualität

Ansprache

Einstellung

Wartungs-Freundlichkeit

Fazit

Die Hohner Special 20* ist die ideale Mundharmonika für alle, die Kunststoff-Kanzellen bevorzugen. Sie klingt gut, hat hervorragende Spieleigenschaften, ist sehr geschmeidig zu spielen und lässt sich sehr einfach reinigen.

Die Special 20* ist nach wie vor eine Empfehlung für Anfänger. Denn gerade die Schonung der Lippen und ihre sehr gute Bendbarkeit sind ideal für das Lernen. Da Anfänger in der Regel stark pusten, ist es sogar gut, wenn die Lösabstände etwas zu weit sind. Fortgeschrittene Spieler greifen zu diesem Modell und werden eventuell Hand anlegen um sie auf seine Bedürfnisse zu tunen oder greifen wegen der Lautstärke zur großen Schwester Rocket*.

Insgesamt gefällt mir die Special 20 sehr gut. Sie hat das Zeug meine neue Standardharp zu werden.

Bewertung: (gut)

Preis-Leistungsverhältnis: (sehr gut)

Preis: 31 Euro

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Im Test: Hohner Special 20 (6)

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Let the good times roll – Mark

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